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Hourly Safety Round

Autoren

Katja Rüegg / Tim Brand

Zusammenfassung

Die Hourly Safety Round beschreibt eine Umstrukturierung der Arbeitsabläufe des Pflegepersonals. Dabei werden die pflegerischen Runden so angepasst, dass jeder Patient mindestens einmal pro Stunde gesehen wird. Was sich auf den ersten Blick nach zusätzlicher Arbeit für das Pflegepersonal anhört, kann in der Umsetzung zu grossen Vorteile führen. So wird Stress durch Standardisierung der Prozesse vermindert, Komplikationen wie Stürze und Dekubitus können reduziert und die Patientenzufriedenheit gesteigert werden. Zudem verbringen die Pflegenden mehr Zeit bei den Patienten. Ausserdem kann durch die Hourly Safety Round die Nutzung der Patientenklingel reduziert werden, da die Patienten sich daran gewöhnen, den stündlichen Rundgang abzuwarten, wenn sie nichts Dringendes benötigen.

Zielsetzung / Leitfragen für die Praxis

Das Ziel der Hourly Safety Round ist es, die Behandlungsqualität zu verbessern und eine intensivere Betreuung der Patienten sicherzustellen.

Voraussetzungen / Notwendige Ressourcen

Wichtig ist es, dass den Patienten die neuen Abläufe erklärt werden. Nur wenn das Prinzip der Hourly Safety Round allen bewusst ist, können die erwarteten Verbesserungen, wie zum Beispiel eine Reduktion der Klingelrufe, erreicht werden.Für die Hourly Safety Round werden grundsätzlich keine zusätzlichen Ressourcen benötigt, da es sich lediglich um eine Umstrukturierung der Arbeitsabläufe handelt. Sie lässt sich jedoch durch andere Tools unterstützen, die den Erfolg der Hourly Safety Round verstärken können. Es ist sinnvoll, ein Patienten Flowboard zu installieren, auf dem die Aktivitäten auf der Station je nach Patient visualisiert werden können. Dieses Board dient der Absprache des Personals und sorgt dafür, dass dem Personal alle Aktivitäten auf der Station präsent sind. Weiter bietet es sich an, mobile Pflegewagen zu beschaffen, die alle notwendigen Materialien beinhalten, die für die Behandlung der Patienten durch das Pflegepersonal benötigt werden. Diese Wägen können mit in das Behandlungszimmer genommen werden und vermindern so Laufwege des Personals sowie unnötige Wartezeiten der Patienten.

Wichtig ist es, dass den Patienten die neuen Abläufe erklärt werden. Nur wenn das Prinzip der Hourly Safety Round allen bewusst ist, können die erwarteten Verbesserungen, wie zum Beispiel eine Reduktion der Klingelrufe, erreicht werden.

Detailbeschreibung des Tools

Der Alltag des Pflegepersonals besteht aus vielen verschiedenen Aufgaben. Hierzu gehören neben der Pflege der Patienten zahlreiche administrative und organisatorische Aufgaben. Häufig führen Bedürfnisse der Patienten dazu, dass andere Aufgaben unterbrochen werden müssen. Das verringert die Effizienz des Pflegepersonals und führt zu Stress. Die Hourly Safety Round sieht einen stündlichen Besuch bei jedem Patienten vor. Folgende acht Punkte werden dabei mit einer erfolgreichen Durchführung von Hourly Safety Rounds in Verbindung gebracht (Stanford Health Care, 2015):

  1. Die Hourly Safety Round sollte mit einer Eröffnung begonnen werden. Das verringert Unsicherheiten bei den Patienten und erhöht die Effizienz der stündlichen Kontrolle.
  2.  Abarbeitung der anfallenden Aufgaben zur medizinischen und pflegerischen Versorgung der Patienten.
    • Überprüfen der «4Ps»
    • Pain Assessment (Beurteilung von Schmerzen)
    • Positioning (Positionierung und (Um-)Lagerung))
    • Potty (toileting) needs (Toilettengänge)
    • Possessions (Erreichbarkeit persönlicher Gegenstände, sowie der Ruftaste für das Pflegepersonal)
  3. Fragen nach weiteren Bedürfnissen.
  4. Die Umgebung der Patienten so herrichten, dass alle wichtigen Gegenstände erreichbar sind (Klingel, Telefon, Wasser, etc.).
  5. Nach abschliessenden Wünschen fragen und Dem Patienten vermitteln, dass dafür noch Zeit ist.
  6. Dem Patienten mitteilen, wann die nächste Kontrolle stattfindet.
  7. Die Kontrolle dokumentieren.

Verbesserungspotentiale der Hourly Saftey Round

Durch die Standardisierung der Arbeitsabläufe sowie der Kommunikation werden Unterbrechungen durch die Patienten vermindert. Die Abläufe werden vorher kommuniziert, sodass die Patienten die Möglichkeit haben, sich daran gewöhnen, ihre Wünsche zu den festgelegten Zeiten zu äussern. Das reduziert die Unterbrechungen von anderen Tätigkeiten durch Klingelrufe deutlich. Zudem wurden in verschiedenen Spitälern Reduktionen von Stürzen und Dekubiti sowie eine Steigerung der Patientenzufriedenheit erreicht (Halm, 2009). 

Eine Untersuchung von 14 Spitälern in den USA brachte folgende Ergebnisse (Meade, Bursell, & Ketelsen, 2006):

Zudem konnte ein Spital eine Reduktion der Laufwege des Pflegepersonals um 20 Prozent feststellen (Stanford Health Care, 2015).

Theorie ist nicht überall gleich Praxis

Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass Studien, die die Intervention von Meade et al. replizierten, unterschiedliche Ergebnisse zeigen. Teils konnte die Nutzung der Patientenklingel ebenfalls reduziert und die Patientenzufriedenheit verbessert werden (Culley, 2008). Teilweise liessen sich die Ergebnisse nicht statistisch signifikant wiederholen (Olrich, Kalman, & Nigolian, 2012). Eine Studie, die die Hourly Safety Round auf einer pädiatrischen Station durchgeführt hatte, stellte allerdings eine Zunahme der Benutzung der Patientenklingel fest. Dabei erhöhten sich besonders die Rufe für den Toilettengang und Essen (von fünf Prozent auf 30 Prozent). Zudem liessen sich hier keine Verbesserungen bei der Patientenzufriedenheit erzielen (Emerson, Chmura, & Walker, 2014).

Die genaue Ausgestaltung der Hourly Safety Round kann variieren. Denkbar ist die abwechselnde Kontrolle durch Fachpersonal und Hilfspersonal, sodass jede Pflegekraft maximal alle zwei Stunden eine Kontrolle durchführen muss. Zudem können die Kontrollen beispielsweise zwischen 22 Uhr und 6 Uhr auf zweistündige Kontrollen umgestellt werden (Halm, 2009).

Es sollte die Möglichkeit genutzt werden, Bedürfnisse der Patienten aufzunehmen und diese an andere Mitglieder des Behandlungsteams (zum Beispiel die Ärzteschaft) weiterzugeben, falls diese nicht vom Pflegepersonal erledigt werden können. Dadurch wird die Hourly Safety Round zu einem interdisziplinären Prozess (Halm, 2009).

Das Personal sollte regelmässig an den Zweck der Hourly Safety Round erinnert werden, indem regelmässig Feedback zu den Verbesserungen gegeben wird, die die Hourly Safety Rounds bewirken (Studer Group, 2007). Dabei kann die Implementierung eines Huddle-Boards helfen, welches die wichtigsten Qualitätskennzahlen beinhaltet.

Sinnvoll ist die Durchführung eines wöchentlichen Hourly Safety Round-Meetings, in dem das leitende Personal der Abteilungen zusammenkommt, das die Hourly Safety Round bereits durchführt, sowie das, welches bald damit startet. Das Meeting wird beispielsweise von der Pflegeleitung abgehalten und bietet den Beteiligten die Möglichkeit, sich über Schwierigkeiten in der Umsetzung und über Erfahrungen und Best-Practices auszutauschen (Studer Group, 2007).

Stärken und Schwächen

Herausforderungen

Die Herausforderung bei der Hourly Safety Round ist es, das gesamte Personal an der Umsetzung zu beteiligen und eine ausnahmslose Umsetzung der Initiative sicherzustellen. Abweichungen in der Durchführung führen zu inkonsistenten Resultaten und Unzufriedenheit des Personals. Die Patientenzufriedenheit wird negativ beeinflusst und Unterbrechungen durch Klingeln der Patienten werden nicht signifikant reduziert (Studer Group, 2007).

Stärken

Die Hourly Safety Round hat das Potenzial, das Pflegepersonal durch eine Standardisierung der Prozesse zu entlasten und Stress zu verringern. Gleichzeitig kann die Behandlungsqualität der Patienten verbessert werden. Die Hourly Safety Round hilft dabei, Komplikationen zu vermeiden und die Patientenzufriedenheit zu erhöhen. Damit stellt sie ein wichtiges Werkzeug dar, alle Prozesse an Patienten auszurichten und eine hohe Behandlungsqualität sicherzustellen.

Schwächen

Um den Erfolg der Hourly Safety Round zu verstärken, sollte deren Durchführung dokumentiert werden. Das nimmt Zeit in Anspruch, die sich aber durch einen grösseren Erfolg auszahlt. Fehlt eine Dokumentation, so besteht die Gefahr, dass die Hourly Safety Round nur unzureichend implementiert wird und deren Potenzial so nicht voll ausgeschöpft werden kann. Es liegt in der Verantwortung der Pflegeleitung, die Dokumentation und Durchführung der Hourly Safety Round zu überprüfen (The Healthcare Transformation, 2009).

Quellenzitierung

Bitte zitieren Sie diese Quelle wie folgt:

Brand, T. & Rüegg, K. (2016). Hourly-Safety-Round. In: A. Angerer (Hrsg.), LHT-BOK Lean Healthcare Transformation Body of Knowledge: Edition 2018–2019. Winterthur. Abgerufen von www.leanhealth.ch

Literatur

Culley, T. (2008). Reduce call light frequency with hourly rounds. Nursing Management, 39(3), S. 50–52.

Emerson, B. L., Chmura, K. B., & Walker, D. (2014). Hourly rounding in the pediatric emergency department: patient and family safety and satisfaction rounds. The Journal of Emergency Medicine, 47(1), S. 99–104.

Halm, M. A. (2009). Hourly Rounds: What Does the Evidence Indicate? American Journal of Critical Care, 18(6), S. 581–584.

Meade, C. M., Bursell, A. L., & Ketelsen, L. (2006). Effects of nursing rounds: on patients’ call light use, satisfaction, and safety. The American Journal of Nursing, 106(9), 58–70; quiz S. 70–71.

Olrich, T., Kalman, M., & Nigolian, C. (2012). Hourly rounding: a replication study. Medsurg Nursing: Official Journal of the Academy of Medical-Surgical Nurses, 21(1), S. 23–26, 36.

Stanford Health Care (2015). Purposeful Rounding. Abgerufen von https://stanfordhealthcare.org/health-care-professionals/nursing/quality-safety/purposeful-rounding.html.

Studer Group (Hrsg.) (2007). Hourly Rounding Supplement – Best Practice: Sacred Heart Hospital Pensacola, Florida. Abgerufen von http://www.mc.vanderbilt.edu/root/pdfs-/nursing/hourly_rounding_supplementstuder-_group.pdf.

The Healthcare Transformation (2009). Validation is Key to Effective Hourly Rounding. Abgerufen von http://blogs.biproinc.com/healthcare/?p=574.

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Kontakt

Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie (WIG)
ZHAW School of Management and Law
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